Folsäure - Ein Überblick
Ein Großteil der Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland leidet an einem Mangel an Folsäure. Damit können jedoch schwerwiegende Folgen einhergehen. Neben einem allgemeinen unwohlen Zustand, der sich in Müdigkeit, Erschöpfung oder Kopfschmerzen äußert, kann es bei einem Defizit unter anderem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen.
Wie kommt es also zu den Symptomen? Folsäure beeinflusst viele Systeme des Menschen. Durch ihre Auswirkung auf andere Stoffe und ihre vielfältige Funktionsweise in diversen Prozessen, kommt es bei einer Unterversorgung zu Fehlfunktionen des Körpers.
Was ist eine Folsäure?
Folsäure bezeichnet die synthetisch hergestellte Form des Vitamins Folat. Sie ist eines der acht Vitamine, die als Vitamin-B-Komplex zusammengefasst werden, und trägt auch den Namen Vitamin B9. Folate sind natürlicherweise in Lebensmitteln enthalten, synthetisch hergestellte Folsäure findet sich hingegen ausschließlich in angereicherten Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln sowie Medikamenten, die zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. (1)
Da es sich bei Folsäure um ein essentielles Vitamin handelt, das der Körper nicht selbst herstellen kann, ist es von großer Bedeutung, Folsäure über die Nahrung aufzunehmen. In Deutschland sind heute deshalb einige Lebensmittel mit Folsäure angereichert. Dazu zählen zum Beispiel Milchprodukte oder Müsli, aber auch Süßwaren. (2) Folate an sich kommen sowohl in tierischen als auch pflanzlichen Nahrungsmitteln vor.
Eine folatreiche Ernährung ist deshalb so wichtig, da das Vitamin maßgeblich an Wachstums- als auch Zellteilungsprozessen (3) beteiligt ist und zur Prävention verschiedener Erkrankungen beiträgt. Eine ausgewogene Zufuhr an Folsäure verhindert Fehlbildungen in der Schwangerschaft, besonders den Neuralrohrdefekt (4), dient aber auch zur Vorbeugung von Blutarmut, Verdauungsstörungen und Veränderungen an den Schleimhäuten.
Biochemische Wirkung von Folsäure
Folsäure ist an einer Reihe von Transfermechanismen und somit an vielen biochemischen Prozessen, wie der Synthese von Purinen oder Nucleinsäuren (Thymidin), beteiligt (5). Als Vorstufe von DNA und RNA sind diese für Zellwachstum und Zellteilung von großer Bedeutung.
Exkurs: Durch Oxidation des Enzyms 5,10-Methylentetrahydrofolat (5,10-MTHF) entsteht Dihydrofolsäure (DHF) unter Beteiligung des Enzyms Thymidylatsynthase. Es erfolgt eine chemische Abänderung an Grundbausteinen der Erbsubstanz einer Zelle, eine DNA-Methylierung (6). Es wird Desoxyuridylatmonophosphat (dUMP) zu Desoxythymidylatmonophosphat (dTMP) methyliert. Dieses ist notwendig für die Reparatur der DNA und deren Vervielfältigung (7).
Das bedeutet, dass Thymidin und damit auch Folsäure eine wichtige Rolle für die Reparatur der DNA und deren Replikation (Vervielfältigung) spielt. Fehlt es dem menschlichen Körper an Folsäure, kommt es zu Einzelstrangbrüchen in der DNA. Dadurch kann sie nicht mehr ordnungsgemäß gelesen werden, und es entstehen Fehler in der DNA-Reparatur. Chromosomenbrüche und ein erhöhtes Krebsrisiko sind die Folge (8).
Wozu braucht der Mensch Folsäure?
Folsäure ist an zahlreichen wichtigen Prozessen des menschlichen Körpers beteiligt. Eines ihrer Aufgabengebiete stellt die Zellreifung und -teilung dar. Ihren biochemischen Eigenschaften ist ein Beitrag an der Vervielfältigung der DNA sowie die DNA-Reparatur zu verdanken. Ohne Folsäure kommt es zu Chromosomenbrüchen und zu einem erhöhten Krebsrisiko, besonders bei Darmkrebs.
Auch ist Folsäure maßgeblich an der Blutbildung beteiligt. Ein Folsäuremangel wirkt sich besonders auf diejenigen Zellsysteme mit einer hohen Teilungsrate auf. Dazu gehören die Schleimhaut des Darms und der Geschlechts- und Harnorgane, aber auch die roten und weißen Blutzellen. Ein Defizit führt deshalb zu einer Blutarmut, auch Anämie genannt.
Ebenso trägt Folsäure dazu bei, den Homocysteinspiegel zu senken. Da ein hoher Wert im Blut das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich begünstigt, ermöglicht die Zufuhr an Folsäure eine Senkung des Risikos. Sie dient damit zum Schutz vor kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität.
Vor allem schwangere Frauen und stillende Mütter profitieren von einer ausreichenden Aufnahme an Folsäure. Ärzte und Organisationen empfehlen deshalb eine Zufuhr von entsprechenden Präparaten, die bereits vor der Schwangerschaft, sobald der starke Wunsch auftritt ein Kind zu bekommen, beginnen sollte. Die Bedeutung von Folsäure für das Wachstum und die Zellteilung dient zur Prävention von Fehlbildungen, senkt das Risiko von Früh- oder Fehlgeburten und trägt zu einem gesunden Geburtsgewicht des Kindes bei. Darüber hinaus schützt eine ausreichende Versorgung mit Folsäure vor Komplikationen in der Schwangerschaft.
Folsäure hat damit einen Einfluss auf folgende Bereiche:
Wachstums- & Zellteilungsprozesse
- Vervielfältigung der DNA
- DNA-Reparatur
Schwangerschaft & Geburt
- Positive Wirkungen für schwangere Frauen & werdende Mütter
- Schutz vor Neuralrohrdefekten
- Prävention von Fehlbildungen bei Säuglingen und Kindern im Allgemeinen
- Senkung des Risikos von Früh- und Fehlgeburten
- Trägt zu einem normalen Geburtsgewicht des Kindes bei
- Schutz vor Komplikationen in der Schwangerschaft: Präeklampsie und vorzeitige Plazentalösung
Herz-Kreislauf-System
- Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schutz vor kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität
- Positive Wirkung auf Patienten mit koronarer Herzkrankheit
- Beteiligung an der Blutbildung
- Prävention von Schlaganfällen
Krebs
- Prävention von Darmkrebs
- Hinweise auf die Reduktion des Brustkrebsrisikos
Gehirn
- Schutz vor kognitiven Beeinträchtigungen
- Prävention von Demenz & Alzheimer
- Schutz vor Depressionen
- Erhöht die Reaktion auf Antidepressiva
Versorgung mit Folsäure in Deutschland
Auch wenn es zahlreiche Lebensmittel gibt, die mit Folsäure angereichert werden, und die Möglichkeit einer Supplementation durch Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente besteht, nimmt ein Großteil der Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland nicht genügend Folsäure ein.
Eine Studie des Max-Rubner-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (MRI), die im Auftrag des früheren Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durchgeführt wurde, verkündet im Jahr 2008 das alarmierende Ergebnis: In Deutschland nehmen 86% der befragten Frauen und 79% der Männer keine ausreichenden Mengen an Folsäure zu sich. Die Studie bezieht sich dabei auf die von der DGE empfohlene Zufuhr.
Doch Folsäure ist nicht das einzige Vitamin, von dem es den Deutschen nicht gelingt, die empfohlene tägliche Zufuhr zu erreichen und damit ihren Bedarf zu stillen. Es mangelt ihnen an anderen Vitaminen aus dem Vitamin-B-Komplex und auch an Vitamin D. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, die Anteile steigen mit zunehmendem Alter. Damit veranschaulicht die unzureichende Vitamin- und Mineralstoffversorgung in Deutschland die Relevanz einer ausgewogenen Ernährung und, wenn nötig, die Bereicherung durch entsprechende Präparate (9). Vor allem synthetische Folsäure ist für den Menschen wichtig, da sie eine höhere Bioverfügbarkeit aufweist als Folate, die auf natürlicher Weise in der Nahrung vorkommen (10).
Folsäuremangel (Symptome, Ursachen, Behandlung)
Ein Großteil der Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland leiden an einem Folsäuremangel. Es stellt sich die Frage: Warum sind die Deutschen unterversorgt? Liegt es daran, dass die Symptome einer Unterversorgung kaum wahrnehmbar sind und diese quasi keine Auswirkungen auf den menschlichen Körper hat? Wahrscheinlicher ist, dass die sich bemerkbar machenden Symptome anderen Ursachen zugeschrieben werden. Doch ein Folsäuremangel kann gravierende Folgen haben, da das Vitamin an zahlreichen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt ist, etwa an Stoffwechsel-, Wachstums- und Zellteilungsprozessen. Es ist deshalb wichtig, einen Mangel früh zu erkennen und ihn gezielt zu behandeln.
Folsäuremangel: Die Ursachen
Ein Folsäuremangel ist häufig die Folge eines ungesunden Lebensstils. Gerade eine nachteilige Ernährung, die sich in einem Verzicht auf Obst und Gemüse bemerkbar macht, und der Alkoholismus in der westlichen Welt stellen die wesentlichen Ursachen für einen Mangel dar und bergen ein hohes Gefahrenpotenzial.
Falsche Ernährung
Ein Mangel an Folsäure kann auf eine ungesunde Lebensweise, die eine nachteilige Ernährung beinhält, zurückzuführen sein. Mit einem hohen Verzehr an Obst und Gemüse geht eine hohe Zufuhr an Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen als auch Vitaminen, und damit auch Folsäure, einher. Auch Nüsse, die biologisch betrachtet ebenfalls zum Obst gehören, gelten als ausgezeichneter Folsäure-Lieferant (11). Ein Großteil der Deutschen hält sich nicht an die Empfehlungen für den Obstverzehr, ebenso nehmen sie Nüsse nicht in einem nennenswerten Umfang ein – zu diesen Ergebnissen kommt die Nationale Verzehrsstudie des Bundesinstituts für Ernährung und Landwirtschaft (12) –, dies war auch bei den Befragten, die einen Defizit aufweisen, der Fall. Falsche Ernährung gilt damit als eine der Ursachen eines Folsäuremangels.
Verzehr von Alkohol
Die Hauptursache für das Auftreten eines Folsäuremangels stellt der Verzehr von Alkohol dar. Das ist auch der Grund dafür, warum eine Unterversorgung an Folsäure und anderen Vitaminen im Westen Europas – und auch in Deutschland –, und den USA so stark verbreitet ist (12). Der Folsäurestoffwechsel sowie die Speicherung der Folsäure wird durch Alkoholismus erheblich beeinflusst. Das äußerst sich in der Verminderung der Resorption und zur Speicherung der Folsäure in der Leber (13). Die Folsäure kann nicht wie gewohnt aus der Nahrung, im Prozess der Verdauung, aufgenommen werden, wodurch ein Folsäuremangel entsteht.
Folsäuremangel: Symptome
Anämie
Eine mangelnde Zufuhr an Folsäure kann zur Erschöpfung des Speichers an Folsäure und zu einer Anämie führen (14). Folsäure ist an der Bildung von roten Blutkörperchen im Knochenmark beteiligt, die es zur Aufgabe haben, in den Lungen Sauerstoff aufzunehmen und diesen in die Gewebe zu transportieren. Bei einer Anämie wird dieser Transport gestört, wodurch es zu einer Unterversorgung der Gewebe mit Sauerstoff kommt. Dies kann Müdigkeit, Reizbarkeit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrensausen oder Herzklopfen und Atemnot bei geringer Belastung zur Folge haben.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Ein erhöhter Homocysteinspiegel ist ein Entstehungsfaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Folsäure ist in der Lage, die Menge der Aminosäure im Körper zu verringern. Fehlt es dem Körper jedoch an Folat, treibt dies den Homocystein-Wert in die Höhe, wodurch Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten können.
Neurologische und psychische Störungen
Ein Folsäuremangel steht im Verdacht, neurologische sowie psychische Störungen auslösen zu können. Besonders häufig wird der Zusammenhang von Folat und Polyneuropathie, funikulärer Myelose (funikuläre Spinalerkrankung) und des Restless-Legs-Syndrom (RLS) diskutiert (15). Studien bestätigen, dass eine Zufuhr an Folsäure die Symptome von neurologischen und psychischen Störungen, etwa die von RLS (16), lindern können.
Demenz
Folsäure ist für den Stoffwechsel des Gehirns von großer Bedeutung. Auffällig ist, dass bei denjenigen Personen, die an Demenz erkrankt sind, deutlich häufiger ein Folsäuremangel vorherrscht (17). Auch dieses Phänomen ist auf die Beziehung von Folsäure und Homocystein zurückzuführen, da letzteres eine Schädigung der Nervenzellen im Gehirn fördert und damit eine Demenz begünstigt. Fehlt es dem menschlichen Körper an Folat, schießt dies unweigerlich den Homocystein-Wert in die Höhe.
Müdigkeit & Schlafstörungen
Folsäure gehört zu den schlafregulierenden Mikronährstoffen. Neben dem Abbau von Homocystein, wird das Vitamin wird benötigt, um Serotonin in das Schlafhormon Melatonin umzuwandeln (18). Ein Folsäuremangel hat Schlafstörungen zur Folge und steht im Verdacht, das Müdigkeitssyndrom, auch chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) genannt, auszulösen. Mit Schlafstörungen gehen Müdigkeit und eine negative Gefühlslage, die sich in Reizbarkeit, Nervosität oder Kopfschmerzen äußerst, einher.
Osteoporose
Bei Osteoporose handelt es sich um eine Erkrankung der Knochen. Die Knochenstoffwechselkrankheit wird im gewöhnlichen Sprachgebrauch häufig als Knochenschwund bezeichnet. Folsäure ist für den menschlichen Körper von großer Bedeutung, da sie an zahlreichen Stoffwechselprozessen des Systems Mensch beteiligt ist, womit ein Zusammenhang zwischen Folat und Osteoporose naheliegt. Homocystein (HC) und eine erhöhte HC-Konzentration im Serum gelten als Risikofaktor für Osteoporose (19). Diese Vermutungen werden durch die Tatsache bestätigt, dass es einem Großteil derjenigen Menschen, die an Osteoporose erkrankt sind, nicht gelingt, die empfohlene tägliche Zufuhr von 400 µg Folsäure einzuhalten (20).
Folsäuremangel: Symptome im Überblick
Folsäure erfüllt seine Funktion im Herz-Kreislauf-System, bei der Blutbildung, im Immunsystem und fungiert als Neurotransmitter. Fehlt es dem menschlichen Körper an Folat, hat dies Auswirkungen auf die entsprechenden Systeme. Diese Tabelle gibt einen Überblick über die Symptome eines Folsäuremangels:
Betroffenes System des Körpers | Folsäuremangel: Symptome |
---|---|
Herz-Kreislauf-System | Herz-Kreislauf-Erkrankungen |
Anämie (Blutarmut) | |
Neurologische & psychische Störungen | Polyneuropathie |
Funikuläre Myelose (funikuläre Spinalerkrankung) | |
Restless-Legs-Syndrom (RLS, Unruhige Beine) | |
Schlafstörungen | |
Müdigkeitssyndrom | |
Depression | |
Skelett & Knochen | Osteoporose |
Allgemeines Wohlbefinden | Müdigkeit |
Kopfschmerzen | |
Schwindel | |
Reizbarkeit | |
Nervosität | |
Vergesslichkeit | |
Tinnitus |
Folsäuremangel: Die Behandlung
Da die Ursachen eines Folsäuremangels im Wesentlichen in einer ungesunden Lebensweise liegen, muss bei einer Behandlung an genau diesem Punkt angesetzt werden. Die richtige Ernährung (und der Verzicht auf Alkohol) erweisen sich als den richtigen Ansatz. Auch die Einnahme von ergänzenden Präparaten, also Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten, stellt eine optimale Möglichkeit einer Behandlung dar.
Die richtige Ernährung: Obst & Gemüse
Auf die richtige Ernährung kommt es an. Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse sind die wesentlichen Folsäure-Lieferanten. Besonders eignet sich Blattgemüse, etwa Spargel, Endivie und Feldsalat. Zu den Spitzenreitern unter den Hülsenfrüchten zählen Weizenkeime, weiße Bohnen und Linsen. Auch der tägliche Verzehr von Obst und der regelmäßige Verzehr von Fisch, zum Beispiel Lachs, tragen dazu bei, den täglichen Bedarf an Folat zu decken.
Die Empfehlungen der DGE zum Gemüseverzehr liegen bei 400 g pro Tag, die zum Obstverzehr bei 250 g pro Tag (21). Fünf Portionen Obst und Gemüse täglich stellen die Vitaminversorgung sicher und tragen zum Ausgleich eines Folsäuremangels bei.
Der Verzicht oder zumindest die Reduktion des Alkoholkonsums stellt eine problemlose Resorption von Folsäure sicher. Die maximal tolerierbare Alkoholzufuhr liegt bei 10 g pro Tag für gesunde Frauen und 20 g pro Tag bei gesunden Männern. Dabei darf die Angabe Gramm pro Tag nicht als Aufforderung verstanden werden, jeden Tag Alkohol zu trinken (22).
Supplementation
Eine Supplementation bringt die idealen Voraussetzungen für die Behandlung eines Folsäuremangels mit. Nicht nur Personen, die unter einem Defizit leiden, auch schwangeren Frauen wird die Einnahme von geeigneten Präparaten empfohlen. Der Grund liegt darin, dass synthetisch hergestellte Folsäure und damit auch Nahrungsergänzungsmittel eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit aufweisen als Nahrungsfolate. Das Vitamin kann dadurch deutlich besser aufgenommen werden als über die Nahrung. Somit leisten Supplemente einen beachtlichen Beitrag zur Folatveresorgung und eignen sich hervorragend für deren effektive Verbesserung.
Dosierung von Folsäure
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine Aufnahme für 300 µg Folat pro Tag. Bei Säuglingen und Kindern liegt der Bedarf deutlich darunter, schwangere Frauen weisen aufgrund der Beteiligung des Vitamins an Wachstumsprozessen einen erhöhten Bedarf auf. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die empfohlene Zufuhr an Folat µg-Äquivalenten, das nach der Summe folatwirksamer Verbindungen in der üblichen Nahrung berechnet wird (23).
Alter | Empfohlene Zufuhr an Folat (µg-Äquivalent pro Tag) |
---|---|
Säuglinge | |
0 bis unter 4 Monate | 60 |
4 bis unter 12 Monate | 80 |
Kinder und Jugendliche | |
1 bis unter 4 Jahre | 120 |
4 bis unter 7 Jahre | 140 |
7 bis unter 10 Jahre | 180 |
10 bis unter 13 Jahre | 240 |
Ab 13 Jahren | 300 |
Erwachsene | 300 |
Schwangere Frauen | 550 |
Stillende Mütter | 450 |
Frauen, die den Wunsch haben, schwanger zu werden, sollten auf eine gesunde Lebensweise und Ernährung, die reich an Folsäure ist, achten. Aufgrund des erhöhten Bedarfs wird ihnen zusätzlich die Einnahme eines Präparats empfohlen, das 400 µg synthetische Folsäure enthält. Diese Zufuhr verhindert die Entstehung von Fehlbildungen bei Kindern, die Neuralrohrdefekt genannt werden. Es kommt dabei in der Entwicklung des Embryos zu einem unvollständigen Verschluss des Neuralrohrs. Die Einnahme eines Folsäurepräparats ist für schwangere Frauen deshalb von außerordentlicher Bedeutung und sollte spätestens 4 Wochen vor Beginn der Schwangerschaft anfangen und während des ersten Drittels beibehalten werden.
Folsäure ist an einigen wichtigen Stoffwechselprozessen des Körpers beteiligt, für jeden Menschen ist es deshalb ratsam, auf eine ausreichende Zufuhr zu achten. Um den täglichen Bedarf zu decken, erweist sich eine schonende Zubereitung der ausgewählten Nahrungsmittel als hilfreich. Damit wird verhindert, dass Folsäure durch das Einwirken von Wärme verloren geht. Für diejenigen Menschen, denen es nicht gelingt, ihren Tagesbedarf an Folat zu decken, stellt die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten eine Lösung dar.
Überdosierung von Folsäure möglich?
In Anbetracht der Tatsache, dass ein Großteil der Jugendlichen und Erwachsenen an einer Unterversorgung von Folsäure leiden, ist eine Überdosierung sehr unwahrscheinlich und nur schwer zu erreichen. Auch eine Einnahme von Mengen, welche die empfohlene Dosis deutlich überschreitet und über längere Zeit erfolgt, wirkt sich nicht schädlich auf einen gesunden Menschen aus. Das liegt darin, dass es sich bei Folsäure um ein wasserlösliches Vitamin handelt und der Überschuss über die Nieren unverarbeitet wieder ausgeschieden wird (24).
Eine Ausnahme stellt die erhöhte Zufuhr bei denjenigen Personen dar, die unter einer unentdeckten perniziösen Anämie leiden. In diesem Fall besteht der Verdacht, dass drastische Mengen an Folsäure neurologische Schäden verursachen können (25). Weitere Nebenwirkungen einer Überdosierung sind nicht bekannt (26).
Bei einer Einnahme von weiteren Medikamenten kann es darüber hinaus zu einer wechselseitigen Beeinflussung kommen (27).
Folsäure in der Schwangerschaft
Folsäure ist vor allem für Frauen in der Schwangerschaft von großer Bedeutung. Sie trägt zu einem gesunden Wachstum des Embryos bei und dient zur Prävention von Komplikationen während der Schwangerschaft. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), das Bundesinstitut für Risikobewertung und Ärzte empfehlen deshalb eine erhöhte Zufuhr von 550 µg Folsäure pro Tag. Aufgrund des erhöhten Bedarfs wird ihnen zu einer zusätzlichen Einnahme eines Präparats geraten, das 400 µg synthetische Folsäure enthält.
Diese positiven Auswirkungen bringt Folsäure in einer Schwangerschaft mit sich:
Prävention von Fehlbildungen
Die Einnahme von Supplementen, die Folsäure enthalten, ist während des ersten Drittels der Schwangerschaft deshalb so wichtig, da sich zu Beginn der Schwangerschaft das Neuralrohr entwickelt, welches die erste Stufe des zentralen Nervensystems des Menschen darstellt. Folsäure wird benötigt, um diese Entwicklung abzuschließen. Damit schützt das Vitamin vor Fehlbildungen in einer Schwangerschaft. Fehlt es der werdenden Mutter und damit ihrem Embryo hingegen an Folsäure, kann es zu einer fehlerhaften Ausbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks und damit zu einem unvollständigen Verschluss des Neuralrohrs kommen. Dieses Phänomen wird Neuralrohrdefekt genannt.
Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass eine erhöhte Zufuhr von Folsäure, Vitamin B9, vor der Empfängnis das Risiko für einen offenen Rücken als auch Schädelmissbildungen um weit über 70% reduziert (28).
Reizbarkeit, Nervosität & Müdigkeit in der Schwangerschaft
Mit einem Mangel an Folsäure geht eine Blutarmut, auch Anämie genannt, einher. Darunter versteht man eine Verminderung des Blutfarbstoffs, der es zur Aufgabe hat, in den Lungen Sauerstoff aufzunehmen und diesen in die Gewebe zu transportieren. Bei einer Anämie wird dieser Transport gestört, wodurch es zu einer Unterversorgung der Gewebe mit Sauerstoff kommt (29). Zu den Symptomen einer Blutarmut (30) zählen:
- Müdigkeit
- Reizbarkeit
- Eingeschränkte Leistungsfähigkeit
- Herzklopfen & Atemnot bei geringer Anstrengung
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Tinnitus (Ohrensausen)
Bei einer schweren Anämie können außerdem folgende Symptome auftreten:
- Durchblutungsstörungen lebenswichtiger Organe
- Herzrhythmusstörungen
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
Das Ausmaß der Symptome steht dabei in keinem direkten Zusammenhang mit der Schwere der Anämie. Es ist abhängig von der Entwicklungsgeschwindigkeit der Krankheit, aber auch vom Funktionszustand der Organe. Bei Patienten mit einer intakten Lunge, einem gesunden Herzen und einem funktionstüchtigen Kreislauf sind die Symptome einer Blutarmut weniger stark ausgeprägt als bei denjenigen, die mit einer Erkrankung zu kämpfen haben.
Damit es in der Schwangerschaft nicht zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und einer damit einhergehenden Reizbarkeit oder gar zu schlimmeren Erkrankungen kommt, sollten werdende Mütter und bereits Partner mit Kinderwunsch auf eine ausreichende Zufuhr an Folsäure achten.
Schutz vor Früh- und Fehlgeburten
Folsäure ist in der Lage, einer Frühgeburt sowie einer Fehlgeburt vorzubeugen. Dieses Phänomen ist auf die Beziehung von Vitamin B9 und Homocystein zurückzuführen. Der menschliche Körper benötigt Folsäure und Vitamin B12, um die Aminosäure Homocystein wieder abzubauen. Bei einem Folsäuremangel kann es deshalb zu einem erhöhten Homocystein-Spiegel kommen.
Dieser Erhöhung wird Hyperhomocysteinämie genannt. Sie erhöht das Risiko von Früh- und Fehlgeburten. Studien berichten darüber, dass Folsäure die Geburtenrate deutlich verbessert und positive Auswirkungen auf die Therapie von Frauen, die wiederholt Fehlgeburten erleben mussten (31), hat.
Prävention von Schwangerschaftskomplikationen
Der eben beschriebene Einfluss von Folsäure auf Homocystein erhöht im Falle eines Folsäuremangels auch die Gefahr von Komplikationen in der Schwangerschaft. Es kann zu schwangerschaftsbedingten Krankheiten (Gestosen) wie Eklampsie oder ihrer Vorstufe, einer Präeklampsie (32), kommen.
Folsäure bei Kinderwunsch
Eine Aufnahme von Supplementen, die Folsäure enthalten, ist nicht erst während der Schwangerschaft oder Stillzeit von großer Bedeutung. Sie sollte bereits eine zentrale Rolle im Leben von Frauen einnehmen, die den Wunsch haben, Kinder zu bekommen. Die wesentliche Ursache hierfür ist das Unwissen über die Schwangerschaft im Anfangsstadium. Eine ausgewogene Vitamin- und Mineralstoffversorgung ist besonders in den ersten vier Wochen einer Schwangerschaft wichtig, da sich zunächst das Neuralrohr und damit das zentrale Nervensystem des Kindes entwickelt – gerade dann, wenn sich einige Frauen ihrer Schwangerschaft noch gar nicht bewusst sind.
Um Fehlbildungen vorzubeugen, raten Ernährungswissenschaftler sowie Ärzte bereits bei Kinderwunsch zu einer Einnahme von geeigneten Präparaten, die 400 µg Folsäure enthalten. Auf diese Empfehlungen stützen sich zum Beispiel die DGE, das Bundesinstitut für Risikobewertung, das Centers for Disease Control and Prevention (33) in den USA oder der National Health Service (34) in Großbritannien. Ein Teil der Experten spricht sich sogar für eine Supplementierung für alle Frauen im gebärfähigen Alter aus (35). Ein wichtiger Bestandteil der Vorbereitung auf die Empfängnis stellt also die Zufuhr von Folsäure dar, spätestens sobald sich der Kinderwunsch in den Gedanken einer Frau verankert.
Lebensmittel mit Folsäure
Es gibt sowohl zahlreiche pflanzliche als auch tierische Lebensmittel, die reich an Folsäure sind. Die wichtigsten Quellen für die Versorgung mit Folsäure stellen Gemüse sowie Brot und Backwaren dar. Doch auch Obst, Fleisch und Milchprodukte sind geeignete Folsäure-Lieferanten. Diejenigen Nahrungsmittel, die am eine sehr große Menge an Folsäure enthalten, sind:
- Karotten
- Leber
- Eigelb
- Bohnen
- Kürbis
- Roggenmehl
- Grüne Bohnen
- Spinat
- Kartoffeln
Da es sich bei Folsäure um ein hitzeempfindliches Vitamin handelt, sollten Lebensmittel, die diese enthalten, möglichst schonend zubereitet werden. Es empfiehlt sich, Gemüse zu blanchieren oder in Wasserdampf zu garen, damit die darin enthaltene Folsäure aufgrund des Wärmeeinflusses nicht verloren geht.
Die nachfolgenden Lebensmittel sind besonders reich an Folsäure. In der Tabelle wird die gesamte Folsäure des entsprechenden Lebensmittels angegeben, die sich aus der freien Folsäure und freien Folsäureäquivalenten zusammensetzt.
Pflanzliche Lebensmittel | Freies Folsäureäquivalent (in µg pro 100 g) | Freie Folsäure (in µg pro 100 g) | Gesamte Folsäure (in µg pro 100 g) |
---|---|---|---|
Gemüse & Salat | |||
Brokkoli | 64 | 57 | 90 |
Wirsing | 66 | 60 | 90 |
Spargel | 73 | 70 | 86 |
Weißkohl | 36 | 35 | 79 |
Rosenkohl | 72 | 70 | 78 |
Spinat | 56 | 50 | 78 |
Grünkohl | 47 | 44 | 60 |
Porree/Lauch | 24 | 16 | 56 |
Endivie | 18 | 10 | 49 |
Feldsalat | 22 | 20 | 30 |
Kartoffeln | 8 | 3 | 30 |
Kürbis | 10 | 8 | 17 |
Hülsenfrüchte | |||
Weiße Bohnen | 69 | 25 | 245 |
Linsen | 49 | 3 | 233 |
Erdnüsse | 56 | 28 | 169 |
Grüne Bohnen | 40 | 39 | 44 |
Sojabohnen | 40 | 39 | 44 |
Kichererbsen | 23 | 21 | 33 |
Limabohnen | 23 | 21 | 33 |
Zuckererbsen | 23 | 21 | 33 |
Erbsen | 23 | 21 | 33 |
Obst | |||
Banane | 15 | 14 | 20 |
Banane | 6 | 4 | 14 |
Nüsse & Samen | |||
Erdnüsse | 58 | 28 | 169 |
Walnüsse | 54 | 48 | 77 |
Haselnüsse | 0 | 0 | 90 |
Tierische Lebensmittel | Freies Folsäureäquivalent (in µg pro 100 g) | Freie Folsäure (in µg pro 100 g) | Gesamte Folsäure (in µg pro 100 g) |
---|---|---|---|
Fleisch & Fisch | |||
Gänseleber | 548 | 500 | 738 |
Schweineleber | 75 | 60 | 136 |
Lachs | 8 | 4 | 26 |
Milch & Milchprodukte | |||
Gouda | 0 | 0 | 21 |
Mozzarella | 0 | 0 | 9 |
Kuhmilch | 4 | 4 | 5 |
Eier | |||
Eigelb | 64 | 48 | 130 |
Hühnerei | 33 | 25 | 65 |
Wirkung von Folsäure – Studien im Überblick
Folsäure ist für den Menschen essentiell. Da er das Vitamin nicht selbst synthetisieren kann, ist es von großer Bedeutung, dieses über die Nahrung oder durch geeignete Präparate aufzunehmen. Folsäure ist an vielen wichtigen Prozessen des menschlichen Körpers beteiligt, es trägt maßgeblich zur Blutbildung, zu Wachstums- und Zellteilungsprozessen und zum Stoffwechsel im Allgemeinen bei. Dabei hat Folsäure einen Einfluss auf verschiedene Systeme des Körpers. Wissenschaftler und Ärzte bestätigen in zahlreichen Studien positive Auswirkungen einer Supplementation mit Folsäure. Das Vitamin dient dabei zur Prävention und Risikoreduktion diverser Erkrankungen, außerdem kann es in bestimmten Fällen direkt die Symptome einer Krankheit bessern. Folgende Zusammenhänge und Auswirkungen sind durch Studien belegt:
Folsäure senkt das Risiko von Darmkrebs und Polypen
Ernährungsfaktoren spielen eine Rolle in der Prävention von Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (36). Folsäure trägt dazu bei, das Risiko für Karzinome des Kolons (Darm), und des Rektums (Mastdarm) zu reduzieren. Eine Studie aus den USA zeigt, dass die Zufuhr an Folsäure mit rektalen Karzinomen in Verbindung steht (37). Diese Beobachtung wird durch weitere Studien bestätigt (38) (39).
In einer Fallkontrollstudie aus den USA wurde der Zusammenhang von Mikronährstoffen, darunter Folsäure, mit dem Auftreten kolorektaler Adenome bei Patienten einer Dickdarmspiegelung untersucht, bei denen adenomatöse Polypen festgestellt wurden. Das Ergebnis lässt darauf schließen, dass sich eine ausgewogene Zufuhr an Folsäure positiv auf Geschwülste auswirkt. Bei den untersuchten Frauen konnte das Risiko signifikant verringert werden (40).
Folsäure schützt vor Anämie (Blutarmut)
Folsäure ist ausschlaggebend an der Blutbildung beteiligt. Folsäure ist ausschlaggebend an der Blutbildung, genauer an der Bildung von roten Blutkörperchen im Knochenmark, beteiligt. Diese haben es zur Aufgabe, in den Lungen Sauerstoff aufzunehmen und diesen in die Gewebe zu transportieren. Bei einer Anämie wird dieser Transport gestört, wodurch es zu einer Unterversorgung der Gewebe mit Sauerstoff kommt. Das führt zu einer megaloblastären Anämie, bei der die roten Blutkörperchen zu groß sind.
Eine Einnahme von Folsäure- oder Kombipräparaten, in diesem Fall mit Eisen, kann einer Blutarmut vorbeugen (41). Eine Anämie kann Auswirkungen auf das Wohlbefinden im Allgemeinen mit sich bringen, etwa Müdigkeit, Reizbarkeit oder Kopfschmerzen, ebenso kann es zu schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen.
Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Folsäure wird mit kardiovaskulären Erkrankungen im Allgemeinen assoziiert. Eine Meta-Analyse (42), die Ergebnisse aus drei großen bibliographischen Datenbanken umfasst, sprechen sich für eine präventive Wirkung von Folsäure in Bezug auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und eine Reduktion des Risikos aus. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eine geregelte Zufuhr an Folsäure in der Lage ist, das Risiko eines Schlaganfalls um 10% reduziert. Eine Supplementation senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Allgemeinen um 4%.
Folsäure in der Schwangerschaft
In einigen Studien wurde ein Präventionspotenzial der Folsäure in Bezug auf angeborene Herzfehler. Nimmt eine schwangere Frau ausreichend Folsäure zu sich, reduziert dies das Risiko eines Herzfehlers deutlich (43). Dabei zeigt sich, dass bereits eine zusätzliche Einnahme von über 250 µg das Auftreten von Fehlbildungen des Herzens signifikant verringert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), das Bundesinstitut für Risikobewertung und Ärzte empfehlen deshalb eine erhöhte Zufuhr von 550 µg pro Tag.
Darüber hinaus steht Folsäure mit der Wahrscheinlichkeit einer Lippenspaltung im Zusammenhang. Eine Studie aus den Niederlanden (44), an der 174 Patienten mit Lippenspalten beteiligt waren, kommt zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Folsäure als Prophylaxe das Risiko um 47 Prozent senkt. Eine Studie aus Norwegen (45) bestätigt dies mit einem Wert von 39 Prozent. Das Ausmaß der Risikoreduktion scheint dabei im direkten Verhältnis mit der Höhe der Zufuhr an Folsäure stehen. Patienten, die sich zudem gesund ernähren und ausreichend Folat über die Nahrung zu sich nehmen, weisen äußerst selten eine Lippenspaltung auf.
Folsäure kann außerdem vor Fehlbildungen der Harnwege schützen. Eine Vorbeugung durch Einnahme von Folsäurepräparaten senkt das Risiko signifikant, eine Untersuchung berichtet von einer Reduktion um 78% (46), eine weitere Studie sogar von einer Reduktion um 82% (47).
Eine geregelte Zufuhr von Folsäure wirkt sich nicht nur positiv auf die Entwicklung des Kindes aus, sondern auch auf den Verlauf der Schwangerschaft. Das Vitamin trägt dazu bei, Komplikationen zu verhindern, etwa eine schwangerschaftsbedingte Hypertonie und Proteinurie. Eine Studie, die Frauen ab dem ersten Trimester ihrer Schwangerschaft begleitet hat, erkennt das Potenzial von Folsäure, einer Präeklampsie vorzubeugen. Sie stellten eine Reduzierung des Risikos um 40% bei schlanken Frauen fest (48).
Folsäure kann vor Früh- und Fehlgeburten schützen. Diese sind oftmals einer Erhöhung der Homocysteinwerte im Serum, einer Hyperhomocysteinämie, zuzuschreiben. Studien berichten darüber, dass Folsäure die Geburtenrate deutlich verbessert und positive Auswirkungen auf die Therapie von Frauen, die wiederholt Fehlgeburten erleben mussten (31), hat.
Therapie von neurologischen und psychischen Störungen
Bei der Untersuchung von sechs Frauen, die neuropsychiatrische Störungen aufweisen, konnte eine deutliche Verbesserung der Symptome durch eine Zufuhr an Folsäure festgestellt werden. Die Betroffenen waren an Depressionen, Ermüdung, RLS, Hypoästhesie (herabgesetzte Empfindlichkeit) und weiteren Symptomen. Jeder der Patienten war vor der Behandlung durch einen Folsäuremangel gekennzeichnet. Die Erhöhung der Folsäureaufnahme und der damit einhergehende Ausgleich des Spiegels führten zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome und in manchen Fällen sogar zu einer Genesung (49).
Folsäure & Osteoporose: Beeinflussung des Knochenstoffwechsels
Folsäure hat einen Einfluss auf die Geschwindigkeit auf den Stoffwechselumsatz der Knochen. Eine Supplementation mit Folsäure führt zu Veränderungen der Biomarker der Knochen (50). Diese Befunde weisen darauf hin, dass die Einnahme von Folsäure und die Senkung des Homocysteinspiegels den Knochenstoffwechsel wesentlich beeinflussen. Dadurch steht Folsäure im Verdacht, positive Auswirkungen auf Patienten mit Osteoporose zu haben.
Folsäure Präparate
Präparate, die Folsäure enthalten, stellen eine ideale Lösung dar, einen Folsäuremangel auszugleichen und den Spiegel aufrechtzuerhalten. Sie werden in Form von Tabletten oder Kapseln angeboten und sind in der Regel frei erhältlich. Sie können direkt bei Online-Versandhändlern oder auch in Drogeriemärkten erworben werden. Auch ist der zuständige Arzt in der Lage, ein Rezept für ein Folsäurepräparat auszustellen.
Neben gewöhnlichen Folsäurepräparaten werden auch Kombiprodukte angeboten, die weitere Stoffe, etwa Vitamin B12 oder Eisen, enthalten. Da Folsäure und Vitamin B12 eng zusammenarbeiten, ist ein Produkt, das beide Stoffe enthält, in einigen Fällen sinnvoll.
Folsäure Präparate zeichnen sich durch ihre hohe Bioverfügbarkeit aus. So kann synthetisch hergestellte Folsäure im Vergleich zu Folat, das auf natürliche Weise in Lebensmitteln vorkommt, optimal vom menschlichen Körper aufgenommen und verarbeitet werden.
Speziell für schwangere Frauen werden Folsäure Präparate, zum Beispiel Femibion, angeboten. Die Einnahme wird von der DGE, Gynäkologen und allgemein von Ärzten empfohlen. Die ergänzenden Mittel sollten dabei bereits vor der Schwangerschaft, sobald der Kinderwunsch eintritt, eingenommen werden. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt bei 550 µg Folsäure pro Tag. Auch in der Stillzeit sollten Präparate eingenommen werden, hier beträgt der Richtwert 450 µg täglich.
Da Folsäure an zahlreichen wichtigen Prozessen des menschlichen Körpers beteiligt ist, sollten diejenigen Personen, die an einem Defizit leiden, diesen schnellstmöglich ausgleichen. Folat trägt zur Blutbildung und Zellteilung sowie Wachstumsprozessen bei.
Quellenangaben
Bundesinstitut für Risikobewertung; Arbeitskreis Jodmangel (2006). Jod, Folsäure und Schwangerschaft – Ratschläge für Ärzte.
Horlemann, Gisela (Verbraucher Service Bayern) (2000). Folat und Folsäure in der Ernährung.
Wilmanns, W. (Deutsche Medizinische Wochenschrift) (1964). Die Bedeutung von Folsäure und Vitamin B12 für den Zellstoffwechsel. Nr. 44, S. 2093
Koletzko, B.; Kries, R. von (1995): Prävention von Neuralrohrdefekten durch Folsäurezufuhr in der Frühschwangerschaft. In: Gynäkologisch-geburtshilfliche Rundschau 35 (1), S. 2–5. DOI: 10.1159/000272461.
Bäßler, Karl-Heinz; Fekl, Werner Lothar; Lang, Konrad (1987): Grundbegriffe der Ernährungslehre. Vierte, überarbeitete Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg (Heidelberger Taschenbücher, Basistext Medizin, 119). S. 133-134
D. S. Shames, J. D. Minna, A. F. Gazdar: DNA methylation in health, disease, and cancer. In: Curr. Mol. Med. Band 7, Nr. 1, Februar 2007, S. 85–102, PMID 17311535
Heinz, Judith; Dierkes, Jutta (2004): Die Bedeutung von Folsäure für die Gesundheit in verschiedenen Lebensphasen – Teil 1. Folsäure und Neuralrohrdefekte. In: Ernährung & Medizin 19 (03), S. 141–146. DOI: 10.1055/s-2004-833697.
Blount BC. et al.. Folate deficiency causes uracil misincorporation into human DNA and chromosome breakage: implications for cancer and neuronal damage. Proc Natl Acad Sci USA. 1997; 94 3290-3295.
Max Ruber-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (2008). Nationale Verzehrsstudie II: Ergebnisbericht, Teil 2.
Bützer, Peter (2008): Dynamik der Folsäure
Max Ruber-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (2008). Nationale Verzehrsstudie II: Ergebnisbericht, Teil 2.
Max Ruber-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (2008). Nationale Verzehrsstudie II: Ergebnisbericht, Teil 2.
Schirrmeister, Niels (2012): Alkohol und Ernährung. München: GRIN Verlag GmbH.
Beutel, Gernot; Heil, Gerhard; Ganser, Arnold (2003): Anämie. Auf einen Blick. Berlin: Blackwell. S. 52
Müller, W. H. A.; Fröscher, W. (2008): Neurologische und psychische Störungen bei Folsäuremangel*. © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York.
Patrick, Lyn. „Restless Legs Syndrome: pathophysiology and the role of iron and folate.“ Alternative Medicine Review, June 2007, p. 101+. Academic OneFile, Accessed 9 Jan. 2018.
Becher, Barbara (2008): Demenz – welche Rolle spielen die B-Vitamine? In: Zs.f.Orthomol.Med. 5 (01), S. 18–21. DOI: 10.1055/s-2007-965277.
Siedentopp, U. (2017): Integrative Ernährungstherapie bei Schlafstörungen. In: Deutsche Zeitschrift für Akupunktur. 60, 3/2017. S. 33
Honnes; Eva-Christina (2011): Homocystein als Risikofaktor bei Osteoporose?: Hypothesen Fakten Schlussfolgerungen. Unter Mitarbeit von Hein, Gert, Hofmann, Gunther O, Manger und Karin.
Haidenberger, Barbara (2015): Ernährung und Osteoporose. In: Ernährung & Medizin 30 (03), S. 129–132. DOI: 10.1055/s-0035-1558484.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2011): Bedeutung von Obst und Gemüse in der Ernährung des Menschen.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Alkohol – Richtwert für Alkohol.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Referenzwerte – Empfohlene Zufuhr an Folat.
Plötz, Hermann (2017): Vitamine. In: Kleine Arzneimittellehre. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg.
Zifko, Udo (Hg.) (2017): Polyneuropathie. So überwinden Sie quälende Nervenschmerzen. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Butterworth, C. E.; Tamura, T. (1989): Folic acid safety and toxicity. A brief review. In: Am J Clin Nutr 50 (2), S. 353–358.
Gutzwiller; Lüthy; Moser; Stähelin (2012): Sicherheitsaspekte der Folsäure für die Gesamtbevölkerung. Verlag Hans Huber.
MRC Vitamin Study Research Group (1991): Prevention of neural tube defects: Results of the Medical Research Council Vitamin Study
Rietbrock, Norbert H.; Bey, Harm; Lohrmann, Hans-Peter E. (2000): Blutarmut (Anämie). In: Norbert H. Rietbrock, Harm Bey und Hans-Peter E. Lohrmann (Hg.): Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Therapie im Dialog mit dem Patienten. Heidelberg: Steinkopff, S. 113–119.
Van der Linde, Wiebke; Scheidel, Peter: Thema: Anämien in der Schwangerschaft (2002). In: Frauenheilkunde Aktuell 11 (2), Karger Verlag Basel, S. 5–12.
Quere, I.; Bellet, H.; Hoffet, M.; Janbon, C.; Mares, P.; Gris, J. C. (1998): A woman with five consecutive fetal deaths. Case report and retrospective analysis of hyperhomocysteinemia prevalence in 100 consecutive women with recurrent miscarriages. In: Fertility and sterility 69 (1), S. 152–154.
Schroeder, C. (1955): Zur Differentialdiagnose Eklampsie-Epilepsie. In: H. Martius und C. Kaufmann (Hg.): Archiv für Gynäkologie. Organ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie. Munich: J.F. Bergmann-Verlag (Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie, Dreissigste Versammlung Abgehalten zu München vom 5. bis 9. Oktober 1954, 30), S. 171–175.
Centers for Disease Control and Prevention (2017): Recommendations | Folic Acid | NCBDDD | CDC.
Choices, N. H.S.: Vitamins, supplements and nutrition in pregnancy – NHS.UK. Department of Health.
Pietrzik, Klaus (2003): Gründung des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit. In: Ernährung & Medizin 18 (01), S. 3. DOI: 10.1055/s-2003-42200.
Bott, C.; Lembcke, B.; Stein, J. (2003): Kolorektales Karzinom und Folsäure. In: Zeitschrift für Gastroenterologie 41 (3), S. 263–270. DOI: 10.1055/s-2003-37904.
Freudenheim, J. L.; Graham, S.; Marshall, J. R.; Haughey, B. P.; Cholewinski, S.; Wilkinson, G. (1991): Folate intake and carcinogenesis of the colon and rectum. In: International journal of epidemiology 20 (2), S. 368–374. PMID: 1917236
Benito, E.; Cabeza, E.; Moreno, V.; Obrador, A.; Bosch, F. X. (1993): Diet and colorectal adenomas. A case-control study in Majorca. In: International journal of cancer 55 (2), S. 213–219. PMID: 8370618
Ferraroni, M.; La Vecchia, C.; D’Avanzo, B.; Negri, E.; Franceschi, S.; Decarli, A. (1994): Selected micronutrient intake and the risk of colorectal cancer. In: British journal of cancer 70 (6), S. 1150–1155. PMID: 7981067
Tseng, M.; Murray, S. C.; Kupper, L. L.; Sandler, R. S. (1996): Micronutrients and the risk of colorectal adenomas. In: American journal of epidemiology 144 (11), S. 1005–1014. PMID: 8942430
Paulino, Lourdes S.; Angeles-Agdeppa, Imelda; Etorma, Unita Mari M.; Ramos, Adelisa C.; Cavalli-Sforza, Tommaso (2005): Weekly Iron-Folic Acid Supplementation to Improve Iron Status and Prevent Pregnancy Anemia in Filipino Women of Reproductive Age. The Philippine Experience through Government and Private Partnership. In: Nutrition Reviews 63, S109-S115. DOI: 10.1111/j.1753-4887.2005.tb00156.x.
Li, Yanping; Huang, Tianyi; Zheng, Yan; Muka, Tauland; Troup, Jenna; Hu, Frank B. (2016): Folic Acid Supplementation and the Risk of Cardiovascular Diseases. A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. In: Journal of the American Heart Association 5 (8). DOI: 10.1161/JAHA.116.003768.
Moyers S, Bailey LB. Fetal malformations and folate metabolism: review and recent evidence. Nutr Rev 2001; 59: 215–35. PMID: 11475447
Van Rooij IA, Ocke MC, Straatman H, Zielhuis GA, Merkus HM, Steegers-Theunissen RP. Periconceptional folate intake by supplement and food reduces the risk of nonsyndromic cleft lip with or without cleft palate. Prev Med 2004; 39: 689–94. PMID: 15351534.
Wilcox AJ, Lie RT, Silvoll K, Tayler J et al.: Folic acid supplement and risk of facial clefts: national population based case-control study. BMJ 2007; 334: 464–67. PMID: 17259187.
Czeisel AE. Reduction of urinary tract and cardiovascular defects by periconceptional multivitamin supplementation. Amer J Med Genet. 1996; 62: 179–83. PMID: 8882400.
Li DK, Dailing JR, Müller BA et al.: Periconceptional multivitamin use in relation to the risk of congenital urinary tract anomalies. Epidemiol 1995; 6: 212–18. PMID: 7619925.
Martinussen, Marit P.; Bracken, Michael B.; Triche, Elizabeth W.; Jacobsen, Geir W.; Risnes, Kari R. (2015): Folic acid supplementation in early pregnancy and the risk of preeclampsia, small for gestational age offspring and preterm delivery. In: European journal of obstetrics, gynecology, and reproductive biology 195, S. 94–99. DOI: 10.1016/j.ejogrb.2015.09.022. PMID: 26500184.
Canadian Medical Association (1976): Neurologic disorders responsive to folic acid therapy. Unter Mitarbeit von M. I. Botez, M. Cadotte, R. Beaulieu, L. P. Pichette und C. Pison. PMCID: PMC1878635.
Salari, Pooneh; Abdollahi, Mohammad; Heshmat, Ramin; Meybodi, Hamidreza Aghaei; Razi, Farideh (2014): Effect of folic acid on bone metabolism. A randomized double blind clinical trial in postmenopausal osteoporotic women. In: Daru : journal of Faculty of Pharmacy, Tehran University of Medical Sciences 22, S. 62. DOI: 10.1186/s40199-014-0062-9. PMID: 25223378.