Histaminintoleranz

Histaminintoleranz ist eine Stoffwechselstörung, die je nach Stärke allergieähnliche Symptome auslösen kann. Grundsätzlich ist Histamin jedoch wichtig für unseren Körper und spielt bei wichtigen Körperfunktionen eine zentrale Rolle. Wie eine Histaminintoleranz richtig diagnostiziert wird und welche Krankheiten darüber hinaus durch die Stoffwechselstörung beeinträchtigt werden, soll dieser Artikel auf Basis wissenschaftlicher Studien genauer aufzeigen.

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Informationen und Studien zum Thema Histaminintoleranz

Beinahe jeder Mensch ist schon einmal schmerzhaft in Kontakt mit Histamin gekommen: Brennnesseln injizieren das Gewebshormon über feinste Brennhaare in die menschliche Haut, in der Folge entsteht Juckreiz und Ausschlag. Abseits dieses Phänomens leiden einige Personen unter einer besonders ausgeprägten Unverträglichkeit gegenüber Histamin und reagieren bereits auf kleine Dosen in der täglichen Nahrung mit Unwohlsein und Beschwerden. Wie entsteht die sogenannte Histaminintoleranz und was unterscheidet sie von einer Nahrungsmittelallergie?

Was ist Histaminintoleranz?

Histamin wird im Körper aus der Aminosäure Histidin synthetisiert. Es fungiert als Gewebshormon und Neurotransmitter. Wie Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Serotonin zählt es zur Gruppe der biogenen Amine. Eine zentrale Rolle spielt Histamin bei allergischen Reaktionen, Entzündungsreaktionen und der Funktion des Immunsystems. Darüber hinaus ist es an der Magensäureregulation, der Appetitkontrolle und der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. Histamin wird vor allem in den Mastzellen, den Nervenzellen und den basophilen Granulozyten, einer Gruppe der weißen Blutkörperchen, gebildet und gespeichert. Da Histamin in hohen Dosen toxisch wirkt, verfügt der Körper über effektive Stoffwechselwege, den Histaminspiegel konstant zu halten. Abgebaut wird Histamin im Körper durch zwei Enzyme: Innerhalb der Zellen über die Histamin-N-Methyltransferase, außerhalb der Zellen durch das Enzym Diaminoxidase (DAO).[1]

Histaminintoleranz definieren Fachleute als Folge eines gestörten Histaminstoffwechsels: Aufgrund der reduzierten Aktivität von Diaminoxidase (DAO) entsteht ein Überschuss an Histamin, der typische allergieähnliche Beschwerden verursacht. Diesen Mechanismus veranschaulichten bereits Versuche, die in den 1980er Jahren an Schweinen unternommen wurden. Die Forscher verabreichten den Tieren 60mg Histamin, wobei die Hälfte der Schweine zusätzlich einen DAO-Blocker erhielten. Nur bei letzteren zeigten sich Symptome wie Erbrechen, gerötete Haut und niedriger Blutdruck. Das Histaminlevel im Blut erreichte bis zu 160ng/ml und 3 von 15 Schweinen starben an den Folgen der Vergiftung. Die Tiere, deren DAO-Stoffwechsel unbeeinflust blieb, wiesen dagegen keine Vergiftungsanzeichen auf. Ihr Histaminspiegel blieb unterhalb von 5ng/ml.[2]

Gesunde Menschen mit funktionierendem DAO-Stoffwechsel können eine erhöhte orale Histaminzufuhr enzymatisch „entschärfen“. Erst bei massiven Dosen, wie sie z.B. bei der Scromboid-Fischvergiftung aufgenommen werden[3], erleiden auch ansonsten histaminverträgliche Personen Beschwerden wie starke Kopfschmerzen und Hautrötungen.

Aufgrund ihrer Ursachen im Enzymstoffwechsel des Körpers betrachten Fachleute die Histaminintoleranz als eine Abbaustörung – in Abgrenzung zur Allergie oder zur nichtimmunologischen Nahrungsmittelunverträglichkeit. Eine „echte“ Nahrungsmittelallergie identifizieren Mediziner durch die Bestimmung von spezifischen Antikörpern (IgE-Antikörper). Histaminintoleranz nimmt dagegen keinen Einfluss auf den IgE-Spiegel und wird daher häufig auch als „Pseudoallergie“ bezeichnet. Insgesamt sind etwa 1 Prozent der Bevölkerung sind von Histaminintoleranz betroffen. 80 Prozent davon sind im mittleren Alter.

Wie äußert sich Histamin-Intoleranz?

Histamin übt seine Effekte im Organismus aus, indem es sich an spezifische Rezeptoren bindet. Von ihnen existieren vier unterschiedliche Typen (H1- bis H4-Rezeptoren) im gesamten Körper. Die Beschwerden, die durch einen Histaminüberschuss im Rahmen einer Histaminintoleranz auftreten, betreffen eben jene Regionen des Körpers, in denen sich die Histaminrezeptoren befinden[4]:

  • Atemwege: verstopfte Nase, Niesen, laufende Nase, Bronchialverengung, Atemnot, Halsschmerzen
  • Magen-Darm-Trakt: Durchfall, Magenschmerzen, Krämpfe, Blähbauch, Erbrechen, Verstopfung, Sodbrennen
  • Uterus: Starke und schmerzhafte Regelblutung
  • Herz-Kreislauf-System: Herz-Rhythmus-Störungen, Anaphylaxie, niedriger Blutdruck, hoher Blutdruck, Schwindel, Herzrasen
  • Haut: Rötungen, Juckreiz, Nesselausschlag, Ekzeme
  • Zentrales Nervensystem: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Erregung, Hitzegefühl

Wie wird Histaminintoleranz diagnostiziert?

Schwierig bei der Feststellung einer Histamin-Intoleranz ist vor allem das unklare Symptombild. Asthma, Kurzatmigkeit und Hausausschlag können ebenso auf eine echte Nahrungsmittelallergie hinweisen. Durchfall, Blähungen und Schwächegefühle treten gleichsam bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Fruktosemalabsorption, Laktoseintoleranz und Zöliakie auf.

Mediziner führen zumeist keinen direkten Provokationstest durch, da Histamin das Potential besitzt, einen anaphylaktischen Schock und lebensbedrohliche Zustände auszulösen. Selbst wenn histaminintolerante Teilnehmer im medizinisch überwachten Versuch Histamin zu sich nehmen, sind die auftretenden Symptome zumeist nicht reproduzierbar: Österreichische Wissenschaftler führten mit 56 Personen, die wähnten, an Histaminintoleranz zu leiden, eine randomisierte Doppelblindstudie durch. Dabei verabreichten sie zunächst allen Studienteilnehmern Tee mit 75mg Histamin. Die 39 Probanden, die auf das Getränk mit Beschwerden reagierten, wurden in den nächsten Teil der Studie übernommen. Hier erhielten sie wiederum histaminhaltigen Tee – eine Gruppe bekam dazu Kapseln mit Diaminoxidase (DAO), die andere Gruppe ein Placebo. Im Ergebnis gingen die Gesamtbeschwerden der DAO-Gruppe gegenüber der Placebo-Gruppe signifikant zurück.[5] Allerdings ließen sich Haupt- und Nebensymptome nicht reproduzieren. Die Teilnehmer reagierten mit unterschiedlichen Beschwerden zu unterschiedlichen Zeiten. Diese Tatsache erschwert eine zuverlässige Diagnose auf Histaminintoleranz.

Fachleute empfehlen daher folgende Vorgehensweise[6]: Die Anamnese klärt, ob in der Vergangenheit 2 oder mehr Symptome der Histaminintoleranz aufgetreten sind und ob diese zeitgleich mit dem Konsum histaminreicher Lebensmittel auftauchen. Durch einen Prick-Test kann eine echte Nahrungsmittelallergie ausgeschlossen werden. Ebenso muss die Mastozytose, eine krankhafte Ansammlung von Mastzellen, ausgeschlossen werden. Zudem wird geklärt, ob der Patient Medikamente einnimmt, die die Funktionalität der Diaminoxidase (DAO) hemmen.

Anschließend entnimmt ein Arzt dem Betroffenen eine Blutprobe, bevor er für 14 Tage einer streng histaminarmen Diät folgt. Liegt eine Histaminintoleranz  vor, sinken die Histaminwerte im Blut der Patienten erwartungsgemäß um die Hälfte und die DAO-Werte steigen messbar. Zudem verbessern sich die Beschwerden den Betroffenen entscheidend. Bleiben die Blutwerte nach einer histaminarmen Kost im Hinblick auf Histamin und DOA konstant, muss man von einer anderen Ursache für mögliche Beschwerden ausgehen. Infrage kommen Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), Fruktosemalabsorption oder Laktoseintoleranz. Wird nach einer histaminfreien Diät trotzdem ein Provokationstest durchgeführt, nutzen Mediziner dazu keine natürlichen Lebensmittel. In fermentierten Lebensmitteln wie Wurst, Käse oder Sauerkraut ist der Histamingehalt, der durch den natürlichen Reifeprozess ansteigt, nur unzureichend exakt zu bestimmen. Stattdessen bekommen die Patienten Histamin in Kapselform und werden nach der Einnahme medizinisch überwacht.

Ursachen der Histaminintoleranz

Da Histamin-Intoleranz als Ungleichgewicht zwischen Histamin und DAO definiert ist, kann sie prinzipiell über zwei Wege entstehen:

  1. Eine gesteigerte Verfügbarkeit von Histamin
  2. Einen gehemmten DAO-Stoffwechsel

Durch eine gesteigerte endogene Produktion von Histamin entsteht im Körper ein Überschuss. Dies kann bei Allergien, Mastozytose und inneren Blutungen der Fall sein; aber auch durch Bakterien entstehen. Eine andere Möglichkeit, dem Organismus hohe Dosen an Histamin zuzuführen, ist die massive Zufuhr von Histidin oder Histamin durch Nahrungsmittel.

Histaminreiche Lebensmittel

Histaminreiche Nahrungsmittel sind vor allem Lebensmittel, die fermentiert werden bzw. einen Reifeprozess durchmachen.[7] Entscheidend ist hier die Gegenwart von freien Aminosäuren, die von Bakterien und einigen Hefearten in Histamin umgewandelt werden können.

Folgende Lebensmittel weisen hohe Histaminehalte auf

  • Gereifter Käse, Hartkäse, Edelschimmelkäse
  • Schinken, Salami, Wurstwaren, geräuchertes Fleisch
  • Fischkonserven und Fischprodukte
  • Meeresfrüchte
  • Sauerkraut
  • Essig
  • Bier
  • Spinat
  • Tomaten, Ketchup, Tomatensauce

 

Anderen Lebensmitteln wird die Eigenschaft zugesprochen, die Histaminfreisetzung im Körper zu stimulieren:

  • Papaya
  • Ananas
  • Zitrusfrüchte
  • Erdbeeren
  • Nüsse
  • Erdnüsse
  • Schokolade

Besonders reich an Histamin sind zudem verschiedene alkoholische Getränke: Während Weißwein nur 3 bis 120 Mikrogramm pro Liter enthält, rangiert Champagner zwischen 15 und 670 Mikrogramm. Rotwein kann 60 bis 3800 Mikrogramm Histamin je Liter aufweisen.[8] Wissenschaftler gingen früher davon aus, dass Unverträglichkeitssymtome wie Luftnot und Husten nach Weingenuss in ihrer Stärke direkt vom Histamingehalt des Getränks abhängig ist.[9] Neuere Studien zeigen, dass asthmatische Symptome und selbst der Histaminspiegel im Blut bei manchen Personen auch nach dem Konsum von histaminarmem Wein ansteigen.[10] Die Forscher gehen davon aus, dass Substanzen im Wein die körpereigene Histaminausschüttung stimulieren.

Störungen in der DAO-Produktion

Die Produktion von DOA kann zum einen durch bestimmte Krankheiten verursacht werden (Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa), zum anderen hemmen diverse Medikamente die Bildung von DAO[11] bzw. stimulieren die Histaminfreisetzung. Auch häufig verschriebene Schmerzmittel, Antibiotika und Antidepressiva besitzen diese Nebenwirkung:

  • Diclofenac
  • Acetylsalicylsäure
  • Metoclopramid
  • Cefuroxim
  • Aminophyllin
  • Amitriptylin

Genetische Risikofaktoren

Jüngere Forschungsansätze versucht unterschiedliche Genvarianten des DAO-Gens mit dem Auftreten von Nahrungsmittelallergien oder entzündlichen Erkrankungen des Verdauungstraktes in Verbindung zu bringen.[12] Dies gibt Wiederum einen Hinweis auf eine genetische Prädisposition zur Entwicklung einer Histaminintoleranz.

Ob eine Person bei Konsum bestimmter Nahrungsmittel schließlich Anzeichen einer Histaminintoleranz entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Neben einer eventuellen genetischen Vorbelastung eben vom Histamingehalt der Nahrung, der Nahrungsmenge und dem Fakt, ob zusätzlich Alkohol oder DAO-hemmende Medikamente eingenommen werden. Fachleute raten daher bei Verdacht auf Histaminintoleranz Nahrungsmittel mit einem Histamingehalt von unter 100mg / kg zu bevorzugen.[13] Dass dieser Grenzwert wahrscheinlich hoch angesetzt ist, zeigen Versuche, in denen 5 von 10 Frauen ohne bekannte Histaminintoleranz nach der Zufuhr von 75mg Histamin starke Beschwerden (Durchfall, Blähungen, Kopfschmerzen, Juckreiz) entwickelten.[14]

Vitamin C unterstützt den körpereigenen Histaminabbau und kann in Tablettenform gegen Symptome einer Histaminintoleranz wirksam sein.[15]

Auswirkungen von Histaminintoleranz auf diverse Krankheitsbilder

Ein gestörter Histaminstoffwechsel scheint bei unterschiedlichen Erkrankungen von zentraler Bedeutung zu sein.

Histamin und Hautkrankheiten

Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zwischen Histaminintoleranz und Neurodermitis. Bei Betroffenen mit einem atopischen Ekzem (Neurodermitis) dokumentierten Mediziner häufiger eine hohe Grundkonzentration von Histamin im Blutplasma[16] sowie einen steigenden Histaminspiegel nach Konsum von histaminreichen Nahrungsmitteln.[17] Zudem wiesen Forscher bei einer Gruppe von Neurodermitispatienten niedrigere DAO-Level im Blut nach als bei Kontrollpersonen. Diese Blutwerte gingen bei den Betroffenen mit den typischen Syptomen einer Histaminintoleranz (z.B. Kopfschmerzen, Regelbeschwerden, Verdauungsbeschwerden) einher sowie mit der Unverträglichkeit histaminreicher Nahrungsmittel und Alkohol.[18] Folgten die Patienten 14 Tage lang einer histaminfreien Diät, verbesserten sich sowohl die beschriebenen Beschwerden signifikant, zudem gingen auch die Symptome der Neurodermitis zurück.

Histamin und Migräne

Sowohl bei Gesunden[19] als auch bei Migräne-Patienten[20] lassen sich durch Histamingabe Kopfschmerzen auslösen. Im zugrundeliegenden Mechanismus stimuliert Histamin die H1-Rezeptoren in den großen Kopfarterien, woraufhin Stickstoffmonoxid ausgeschüttet wird. Dies verursacht den vaskulären Kopfschmerz.[21] Migränepatienten weisen einen erhöhten Histaminspiegel im Blutplasma auf – sowohl während der Attacken als auch in der beschwerdefreien Zeit. Die Betroffenen berichten, dass der Konsum von histaminreichen Lebensmitteln (Hartkäse, Wein) häufig Migräneanfälle ausgelöst. Neben den äußeren Anzeichen Histaminintoleranz ließ sich bei Migränepatienten im Versuch auch eine verminderte DAO-Aktivität nachweisen. Umgekehrt bringt eine histaminfreie Kost meistens eine Reduktion der Migräneattacken mit sich.[22] Ebenso wirksam zeigt sich eine Therapie mit Antihistaminika.[23]

Histamin und das Verdauungssystem

Neben Atemwegsbeschwerden und Kopfschmerzen bilden Beschwerden des Verdauungssystems einen zentralen Symptomkomplex der Histaminintoleranz. Magenschmerzen, Blähungen und Durchfall kommen jedoch auch bei entzündlichen Darmerkrankungen vor. Dass diesen Krankheitsbildern ebenfalls ein gestörter Histaminstoffwechsel zugrundeliegen könnte, lassen Untersuchungen vermute: Hohe Histaminspiegel und eine verringerte DAO-Aktivität wurden bisher bei Morbus Crohn[24], Colitis Ulcerosa[25] und allergischen Reaktionen des Magen-Darm-Traktes dokumentiert.[26] Zudem weist die Darmschleimhaut von Patienten mit Nahrungsmittelallergien eine verminderte Konzentration des zweiten für den Histaminabbau wichtigen Enzyms Histamin-N-Methyltransferase auf.[27]

Histamin und Seekrankheit

In einem Experiment, in dem Ratten 60 Minuten lang einer Rotationsbewegung ausgesetzt wurden, konnten Forscher einen signifikant erhöhten Histaminspiegel im Hypothalamus der Tiere messen.[28] Ein Versuch der deutschen Marine bestätigt den Zusammenhang zwischen Histamin und Seekrankheit: Hier wurden 70 Probanden auf einer Rettungsinsel 20 Minuten lang Wellen von einem Meter Höhe ausgesetzt. Ihr Histaminspiegel stieg dabei messbar und die Einnahme von Vitamin-C-Tabletten zeigte eine effektive Wirkung gegen die Symptome der Seekrankheit.[29]

Histamin und der weibliche Zyklus

In den weiblichen Sexualorganen wird Histamin vornehmlich durch die Mastzellen innerhalb von Gebärmutter und Eierstöcken freigesetzt. Histaminintolerante Frauen leiden vermehrt unter zyklusabhängigen Kopfschmerzen und mit Schmerzen und Krämpfen verbundenen monatlichen Blutungen (Dismenorrhoe). Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich der stimulierende Effekt von Histamin auf die Östradiolproduktion.[30] Östradiol wiederum regt die Produktion des Gewebshormons Prostaglandin F2-Alpha an, welches die schmerzhaften Kontraktionen des Uterus verursacht. Umgekehrt beeinflusst Östrogen auch die Histaminaktivität.

In der Schwangerschaft produziert die Placenta große Mengen von DAO (bis zu 500-mal mehr als davor).[31] Dies ist der Grund, warum histaminintolerante Frauen während einer Schwangerschaft zumeist eine völlige Beschwerdefreiheit erfahren.

Histamin und Schwangerschaftsübelkeit

Obgleich viele Untersuchungen die Schwankungen des Peptidhormons hCG für das Entstehen von Schwangerschaftsübelkeit verantwortlich machen, empfehlen sie als Medikament erster Wahl Antihistaminika.[32] Experten stellen daher zur Diskussion, ob die Ursache des Schwangerschafterbrechens nicht eher im Histamin zu finden ist. In diesem Fall wären auch Vitamin-C-Tabletten ein probates Mittel zur Therapie.[33]

Histamin und Osteoporose

Verschiedene Studien suggerieren, dass es eine Beziehung zwischen dem Überschuss an Histamin und Osteoprose gibt: Patienten, die an Mastozytose leiden (der krankhaften Anhäufung von histaminausschüttenden Mastzellen), tragen gleichzeitig ein höheres Risiko, an Osteoporose zu erkranken.[34] Im Tierversuch zeigten Wissenschaftler, dass eine Hemmung der Histaminsynthese in Kombination mit einer histaminfreien Diät die Aktivität der knochenbildenden Zellen stimulieren konnten.[35] Schließlich zeigten Untersuchungen an über 60-jährigen Probanden und Probandinnen, dass die Einnahme von Antihistaminika verglichen mit Placebos eine leicht erhöhte Knochendichte zufolge hatten.[36]

Histamin und Parodontose

Die Bakterien, welche sich in Zahnfleischtaschen ansiedeln und eine Parodontose verursachen, produzieren Histamin. Um eine Parodontose vorherzusagen, kann man daher den Histaminspiegel im Speichel messen, wecher bei Risikopatienten bis zu 10-fach erhöht sein kann.[37] Bedeutend kann die vor allem für Patienten mit weiteren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Statistische Untersuchugen belegen, dass das Risiko für einen Myocardinfarkt bis zu 2-fach erhöht ist, je mehr Bakterienarten die Zahnfleischtaschen besiedeln.[38]

 

Therapie von Histaminintoleranz

Die erste Maßnahme zur Therapie einer Histaminintoleranz besteht in einer konsequenten histaminarmen Ernährung.[39] Betroffene sollten auf Hartkäse- und Wurstprodukte, Alkohol und histaminfreisetzende Lebensmittel wenn möglich verzichten. Ergänzend können Antihistaminika (genauer: H1-Rezeptor- und H-2-Rezeptor-Antagonisten) eingenommen werden. Den Histaminabbau unterstützt zusätzliches Vitamin C, während Vitamin B6 die DAO-Aktivität steigert. Auch Mastzellstabilisatoren und Bauchspeicheldrüsenenzyme zeigten positive Effekte auf das Krankheitsbild der Histaminintoleranz. Kapseln mit DAO, die zu den Mahlzeiten eingenommen werden, können die Symptomatik fühlbar verbessern. Bei der Einnahme von Medikamenten sollten Betroffene stets im Blick behalten, ob diese die DAO-Aktivität hemmen können. Sind sie dennoch unverzichtbar, bedarf es einer zusätzlichen Medikation mit Antihistaminika.[40]